Jetzt oder nie: 33 kleine Schritte, die die Welt verbessern | BRIGITTE.de

2021-12-29 21:09:55 By : Mr. Jack Jiang

Vielleicht haben Sie noch nie, vielleicht auch schon ganz oft darüber nachgedacht, ob Sie Ihr Leben in einer Geschwindigkeit leben, die zu Ihnen passt. Der Soziologieprofessor und Autor Hartmut Rosa plädiert in seinem aktuellen Buch "Resonanz: Eine Soziologie der Weltbeziehung" (34,95 Euro, Suhrkamp) jedenfalls dringend dafür, sich diese Frage zu stellen. Denn nur, wenn man die Antwort kennt, sei man auf dem Weg in ein erfüllteres Leben. Warum? Weil man dann beginnt in Resonanz, also in Beziehung zu treten - mit Menschen, Gefühlen, Dingen. Die Schwierigkeit: Diese Resonanz kann man nicht mit ein paar Tricks üben, man muss sie erfahren - und dafür braucht es eben Zeit. Es geht darum, eine Art des Abwartens zuzulassen. Und dann? Erlebt man Momente, die einen umhauen: im Theater, beim Lesen, bei einem spontanen Gespräch mit einem Fremden im Bus. Und nun: Nehmen Sie sich die Zeit.

Kennen Sie den Kauf-nix-Tag? In Europa ist der immer am letzten Samstag im November (diesmal am 26.). In den USA heißt er "Buy nothing day", findet am letzten November-Freitag statt - und wurde dort als konsumkritische Aktion gegen den "Black Friday" ausgerufen, den Freitag nach dem Erntedankfest. Der leitet die Weihnachtseinkaufssaison ein, die Shopping-Ketten starten eine riesige Rabattschlacht - und alle drehen durch.

Wie oft haben Sie in den letzten Jahren regelmäßig eines Ihrer alten Bücher zur Hand genommen und ein zweites, drittes oder fünftes Mal gelesen? Na? Sicher, so eine Heim-Bibliothek macht Eindruck, wirkt in Zeiten des Minimalismus aber vielleicht fast schon wieder etwas anachronistisch. Wer sich von seinen gesammelten Werken trennen möchte, sie aber nicht im Altpapier entsorgen will, kann sich bei den Kirchengemeinden vor Ort informieren, ob dort Bücherspenden angenommen werden. Und gemeinnützige Organisationen wie Oxfam oder SinneWerk geben Romane & Co. für einen guten Zweck weiter. Und wenn Sie dann allen Ballast losgeworden sind, holen Sie sich eine Jahreskarte der öffentlichen Bibliothek. Dann stellt sich die Frage "Wohin mit all den Büchern?" nie mehr.

Räumen Sie auf. Fünf Minuten. Jeden Tag. Keine Schlüssel mehr achtlos irgendwo hinwerfen, Altpapier entsorgen, Geschirr wegräumen... Das macht nicht nur Ihr Zuhause schöner. Denn auch wenn es spießig klingen mag: Ordnung in der Umgebung sorgt für Ordnung im Kopf. Und das wiederum schafft einen klareren Blick aufs Leben - und damit auf das, was wichtig ist.

"Beim Meditieren geht es darum, wie man Unwissenheit aushält": Dieses kluge Zitat stammt vom Mann des Jahrzehnts - zumindest, wenn's um die stille Einkehr geht: Andy Puddicombe, Sportwissenschaftler, buddhistischer Mönch und Gründer von "Headspace", einem weltweit erfolgreichen Unternehmen, das der Masse Meditationstechniken beibringt. Seine App "Headspace" hat Millionen Nutzer zu gelasseneren Menschen gemacht, die besser schlafen, zufriedener durchs Leben gehen und sich besser fokussieren. Das alles kostet allerdings auch etwas: Das Jahres-Abo liegt um die 100 Euro, dafür bekommt man aber auch eine riesige Auswahl an Themen, zudem geführte und nicht geführte Meditationen (von zwei Minuten bis zu einer Stunde). "Headspace" gilt jedenfalls nicht umsonst als eine der besten Achtsamkeitsund Meditations-Apps (nur auf Englisch). Umsonst dagegen ist die App "7Mind", die zwei Studenten der Universität Witten-Herdecke entwickelt haben. Sie bieten sieben Meditationseinheiten à sieben Minuten an. Also suchen Sie die Stille in sich, und der Lärm da draußen kann Ihnen nichts mehr anhaben.

Wer im Herbst durch die Alleen MecklenburgVorpommerns oder Brandenburgs fährt, kennt den Anblick: Verwaiste voll behangene Apfel- oder Birnenbäume am Straßenrand, die niemand von ihrer Last befreit. Ein Fall für Mundraub. Und zwar im praktischen wie im theoretischen Sinn. Denn auf der Webseite www.mundraub.org kann man genau solche Fundorte eintragen. Um andere darauf aufmerksam zu machen, und um so all die Früchte, aber auch Nüsse oder Kräuter, die auf ungenutzten Wiesen vor sich hin wachsen, ihrer wahren Bestimmung - nämlich gegessen zu werden - zuzuführen. Auf der Webseite sehen die "Mundräuber", wo sie legal Hand anlegen und kostenlos Obst sammeln dürfen. Gute Sache, denn ihrerseits betreiben die Pflücker damit quasi Kulturpflege von Straßenbäumen oder Streuobstwiesen. Jeder, der auf regionale unbehandelte Produkte steht, sollte also schnell "Mundräuber" werden. Etwas anders, aber doch irgendwie ähnlich, ist das Konzept des Hamburger Unternehmens "Das Geld hängt an den Bäumen, das aus ungespritztem Obst Direktsäfte herstellt. Die Äpfel dafür stammen zum größten Teil ebenfalls von Streuobstwiesen in der Umgebung, um die sich keiner kümmert, oder von Privatleuten, die einfach zu viel Obst im eigenen Garten abernten müssen. Fürs Pflücken selbst sind Menschen mit Behinderungen oder anderen Einschränkungen zuständig, für die der reguläre Job-Markt nicht infrage kommt. Gepresst wird der Saft in einer Slow-Food-Mosterei, um ein besonders gutes Ergebnis zu erhalten. Bestellen kann man die Säfte über www.solvino.de. Ach ja, und einen Teil des Gewinns spendet die Firma der Initiative Viva con Agua, die sich in Entwicklungshändlern um den Zugang zu sauberem Wasser bemüht. Darauf eine Apfelschorle!

Es ist wie es ist: Fliegen und Nachhaltigkeit passen nicht so wirklich gut zusammen. Besonders schlecht fällt die Bilanz bei Fernreisen aus. Wenn die Sehnsucht aber regelmäßig weit weg lockt, kann man seine Touren mit einer guten Tat wieder wettmachen: Die Organisation Teachsurfing vermittelt Freiwillige, die im Urlaub Lust haben, einen Nachmittag, zwei Wochen oder einen Monat lang ihr Wissen zu vermitteln. So kann man in Thailand Schulkindern etwas zum Thema Plastikmüll und Umweltverschmutzung erzählen oder einen Roboter-Workshop in Budapest anbieten - je nachdem, welche Kompetenzen man mitbringt. Ähnlich ist das Konzept von Vostel in Berlin, wo sich Berliner und Touristen (für viele der Angebote muss man kein Deutsch können) anmelden und vermitteln lassen können, die kurzzeitig und ehrenamtlich an einem sozialen Projekt mitarbeiten möchten. Fazit: Kostet nichts. Macht aber reich im Herzen.

Laut einer Umfrage des Textilunternehmens Cotton USA ist im Bett weniger mehr: 57 Prozent der Männer und Frauen, die regelmäßig ohne alles schlafen, gaben an, in einer glücklichen Partnerschaft zu leben. Bei den Schlafanzug bzw. Nachthemdträgern lag die Zufriedenheit dagegen um neun und 14 Prozentpunkte darunter. Warum die Nacktschläfer zufriedener sind? Der Hautkontakt führt zu einer vermehrten Ausschüttung des Bindungshormons Oxytocin, und der nackte Körper nebenan auf der Matratze verführt eben eher zu Sex. Und wovon kann diese Welt nie genug bekommen? Genau, Liebe!

Jeden Tag dasselbe. Derselbe Weg zur Arbeit. Dieselben griesgrämigen Gesichter - tut uns leid, das so zu sagen, aber Ihres gehört wahrscheinlich auch dazu - in U-Bahn oder Bus. Im Fahrstuhl. Beim Bäcker... Muss nicht sein. Der Morgen wird um einiges heller, wenn man den anderen mit einem netten Gruß begegnet. Ja, stimmt, einige werden Sie anschauen, als seien Sie die obligatorische Irre, der man einmal in der Woche im öffentlichen Nahverkehr begegnet - aber die anderen werden zurückgrüßen und sich freuen. Versprochen. Falls Sie sich noch etwas Mut zusprechen müssen, schauen Sie mal unter www.goodmornings.org - dort zeigt ein junger Mann, wie's geht.

Bio, regional, meins: Der Nutzgarten von heute ist ein großes Beet beziehungsweise eine Ackerfläche, auf der von Mai bis November unter anderem Bohnen, Kohlrabi, Salat, Erdbeeren oder Kartoffeln wachsen. Während der Saison können sich da alle, die keinen geeigneten Grund und Boden besitzen, aber gern nachhaltig angebautes Obst und Gemüse ernten, so richtig dreckig machen. Diese Mietgärten und -Beete sind in den letzten Jahren im Umkreis größerer Städte aus dem Boden gesprossen, wie es sonst nur der Giersch schafft, und bieten die Möglichkeit, sich selbst zu versorgen und der Natur (wieder) näherzukommen. Kinder lernen, wie und wann welches Gemüse wächst, und Erwachsene entspannen beim Wühlen in der Erde. Zu Beginn der Saison ist das Mietbeet, das meist gut 20 Euro im Monat kostet, bereits vorbereitet, sodass man mit wenig Aufwand das Abenteuer "selber ernten" wagen kann. Dabei bleibt das alles völlig unverbindlich - man kann immer wieder neu mieten, zum Beispiel bei www.ackerhelden.de, bei www.meineernte.de oder in der Schweiz bei www.vegandthecity.ch

Hier stinkt nichts zum Himmel: Das Jung-Unternehmen "Goldeimer" entwickelt Komposttoiletten, die rein ökologisch all das abbauen, was reinkommt. Warum? Weil üblicherweise auf Events wie Festivals, Kirchentagen oder Landpartien das obligatorische Chemie Klo zum Einsatz kommt - und das ist ziemlicher Öko-Wahnsinn. Geht auch anders, dachten sich die Gründer und versuchen nun ihre Bio-Örtchen auf möglichst vielen Open-Air-Großveranstaltungen aufzustellen. Falls Sie also zufälligerweise Event-Managerin sind: Buchen Sie die Jungs. Alle anderen können deren ökologisch korrektes Klopapier kaufen (zurzeit nur bei der Hamburger Kette Budnikowsky, wenn's gut läuft, soll der Vertrieb ausgebaut werden). Der Gewinn des Ganzen fließt - wie sollte es anders sein - sozialen Projekten zu.

Da kann man sich noch so sehr bemühen, die Welt freundlicher zu machen, irgendjemand schafft es trotzdem, einem die gute Laune zu verhageln. Man wird wegen Nichtigkeiten blöd angemacht und ärgert sich den Rest des Tages über fremde Menschen. Diese Yoga Übungen wappnen gegen schlechte Energien von außen: Der Fisch: Legen Sie sich gerade auf den Rücken, Beine und Füße sind nebeneinander geschlossen abgelegt. Dann legen Sie Ihre Arme unter den Körper, die Handflächen zeigen nach unten. Einatmen und den Kopf und Oberkörper anheben. Ausatmen und den Kopf nach hinten zum Boden senken, die Brust wölbt sich dabei nach oben. Mehrmals tief ein- und ausatmen. Um aus der Stellung herauszukommen, erst den Kopf anheben und zu den Fußspitzen schauen. Dann langsam Oberkörper und Arme absenken, einen Moment liegen bleiben. Die Kobra: Legen Sie sich flach auf den Bauch, Arme und Beine lang ausgestreckt, die Handflächen zeigen nach unten. Die Stirn auf der Matte ablegen. Dann die Hände an den Brustkorb heranziehen und eng neben dem Körper aufstützen, Arme anwinkeln und den Oberkörper langsam hochdrücken. Dabei bleiben die Ellenbogen dicht am Körper. Der Blick geht nach vorn oder leicht nach oben. Einige Atemzüge lang halten, dann absenken.

Im Amsterdamer Restaurant "Instock" kommen vor allem "gerettete" Lebensmittel in die Töpfe und Pfannen - Zutaten, die sonst im Müll gelandet wären, weil Supermärkte etwa die "zu reifen" Bananen oder die "zu ungleichmäßig" geformten Karotten nicht verkaufen können. Die Küche bereitet daraus jeden Abend ein neues Menü, nur ungefähr fünf Prozent werden extra eingekauft. Ähnlich macht es das "Rub & Stub" in Kopenhagen, das außerdem Flüchtlinge mit in sein Projekt einbindet. Und jetzt ist auch Berlin am Start: Die Betreiber von "Restlos glücklich" haben letztes Jahr über Crowdfunding Kapital eingesammelt, um ihren Traum vom Reste-Restaurant zu verwirklichen - sie hoffen, es noch in diesem Jahr eröffnen zu können. Bis dahin bieten sie als Caterer Vier-Gänge-Menüs etwa für Hochzeiten an und arbeiten mit anderen Restaurants zusammen, um dort regelmäßig ein Reste-Essen als Event anzubieten.

Alle guten Dinge sind drei: Wer sich täglich für drei Sachen bedankt - bei sich selbst, bei anderen, dem Leben - ist glücklicher, das haben Studien gezeigt. Hilft ebenfalls: Abends vor dem Schlafengehen kurz Revue passieren lassen, was an Ihrem Tag gut war und warum. Dankbarkeit tut auch der Beziehung gut: Wenn die Partner sich immer wieder bewusst machen, was das für eine gute Sache ist, die sie verbindet, fühlen sie sich auch nach 20 Jahren noch glücklich miteinander - so das Ergebnis einer Studie der Universität von North Carolina.

... oder besser noch: zu einer effektiven Altruistin. Denn was so sperrig klingt, soll helfen, die Welt nachhaltig besser zu machen. So geht's: Man spendet nicht irgendeiner Organisation Geld, sondern derjenigen, die sich als besonders kosteneffektiv erwiesen hat, die also aus der Summe, die ihr zur Verfügung steht, das Beste rausholt, um Leid zu schmälern. Oder man entscheidet sich ganz bewusst für einen gut bezahlten Job - um einen Teil, sagen wir mal zehn Prozent, des Jahresgehalts spenden zu können. Diese rationale Herangehensweise basiert unter anderem auf den Ideen des jungen britischen Philosophen und Oxford-Professors William MacAskill, dessen Buch "Gutes besser tun" (18 Euro, Ullstein) gerade erschienen ist. Weitere Infos zum "Effektiven Altruismus" finden Sie auf www.ea-stiftung.org

Sagen Sie jemanden, wenn hinten am Kragen das Etikett hervor? schaut, der Reißverschluss offen ist oder etwas zwischen den Zähnen festsitzt, das dort nicht hingehört. Auch wenn Sie die Person nicht kennen. Sie oder er wird Ihnen auf ewig dankbar sein.

Besondere Momente sind das, was uns am Ende in Erinnerung bleibt - da kann keine neue Uhr, kein Tablet, kein Paar Louboutins mithalten. Denn was man an Schönem erlebt, eine Reise oder einen Theaterbesuch, erfüllt das Herz und hallt nach. Auch Michael Volkmer hatte genug von der materialistischen Wunscherfüllung und brachte seine Webseite "Zeit statt Zeug" ins Netz. Hier finden sich etliche Anregungen, wie man eine gute Zeit verschenken kann. Entweder man lässt sich inspirieren oder schreibt eigene Ideen auf, die statt auf Konsum auf zwischenmenschliche Nähe setzen - und zum nächsten Geburtstag gibt es dann zum Beispiel "Waldluft statt Parfüm".

Sie kaufen bereits ab und an bei gemeinnützigen Läden wie Oxfam? Hut ab! Zahlen Sie doch aber bitte beim nächsten Mal dennoch das Doppelte. Kost' ja nicht wirklich was ...

Ein tolles Vorbild in Sachen Nächstenliebe sind die Bewohner von Congresbury, einem 3500-Seelen-Ort im Südwesten Englands. Über 800 gute Taten für 800 Jahre St. Andrews Church: Auf diese Weise haben sie 2015 den Geburtstag ihrer Kirche gefeiert. Der graue Bau mit seinem spitzen Turm, der wie ein Zahnstocher in den Himmel ragt, ist für die Menschen in Congresbury der Mittelpunkt des Dorfes. "Jede gute Tat zählt, auch wenn sie noch so klein ist", sagt Becci North, 37, die sich die Aktion "Love Congresbury" ausgedacht hat. Ein Jahr lang haben alle mitgemacht - ob gläubig oder nicht. Jugendliche haben Zäune gestrichen und Einkaufstüten getragen, Senioren haben Müll von der Straße gesammelt und warme Kleidung für Obdachlose herbeigeschafft, ein Bewohner hat die Tierarztrechnung eines Nachbarn übernommen, ein anderer seine Premierentickets für den neuen "Star Wars"-Film an einen Fan verschenkt. "Das Beste daran ist", sagte er später, "ich war selbst so glücklich, weil ich ihn glücklich gemacht habe." Wie viele Momente dieser spontanen Nächstenliebe es gab, kann Initiatorin Becci North heute nur sagen, weil die Leute jede gute Tat aufgeschrieben und die Zettel dann in eine große, bunt beklebte Box aus Pappe in der Kirche geworfen haben. Ihr Ziel erreichten die Menschen in Congresbury an Weihnachten. Als Becci North die Zettel kurz nach der Bescherung zählte, kam sie auf 817. Auf die Freude über den Erfolg folgte schnell Wehmut. "Das ganze Dorf ist regelrecht süchtig geworden", sagt sie und lacht. Also haben sie beschlossen, noch ein Jahr weiterzumachen. Schon im Februar warteten in der Box 100 weitere gute Taten auf Becci North. "Ich habe keinen Zweifel, dass wir unseren Rekord der Nächstenliebe brechen werden", sagt sie. Großartig! Nachmachen!

Vor zwei Jahren gründeten Julian, Andreas, Peter und Yannick ihr Internet-Projekt und den Verein "Be japy", eine Plattform, die Leute anregen soll, mehr Mitmenschlichkeit im Alltag zu zeigen, und zwar durch eine gute Tat. Die kann groß oder klein sein, Hauptsache, sie macht anderen eine Freude. Eine Art Pfadfinder-Kodex für die moderne Welt. Auf der Facebook-Seite sollen Menschen in der ganzen Welt ihre Ideen und Aktionen posten und andere zum Mitmachen motivieren. Außerdem organisieren die Macher zum Winter den "Warmnachtsbaum": Dafür wird ein Baum in einer Stadt oder Gemeinde auserkoren, an den man dann selbst gestrickte Sachen für Obdachlose hängen kann - im letzten Jahr machten 23 Städte mit. 2016 gibt es jeden Monat eine "Challenge": Welcher Art, darüber stimmt die "Japy"- Facebook Gemeinde ab. Hauptsache, es ist eine gute Tat.

Schon mal was von Obsoleszenz gehört? Nein? Aber dass Ihnen der gerade mal drei Jahre alte Wasserkocher durchgeschmort ist oder der Rasenmäher plötzlich den Geist aufgab, so etwas kennen Sie sicher. Obsoleszenz bedeutet, dass eine Sache (natürlich oder künstlich) veraltet, sprich kaputtgeht. Der Verein "Murks? Nein, danke!" richtet sich gegen geplante Obsoleszenz, also den von Firmen mit Absicht herbeigeführten "Tod" ihrer eigenen Produkte nach nur wenigen Jahren. Weil der Konsument dadurch dann ja wieder eine neue Waschmaschine, einen neuen Föhn, Drucker und so weiter braucht. Der Verein fordert von Unternehmen unter anderem, dass Produkte, die noch reparabel sind, auch tatsächlich heil gemacht werden - und nicht etwa mit dem Hinweis, es gäbe keine Ersatzteile mehr dafür, einfach verschrottet werden müssen. Weitere Forderungen sind bessere Garantieleistungen und nachhaltigere Produktionskreisläufe, um Verschleiß einzudämmen, aber auch um Ressourcen zu schonen. Auf www.murksneindanke.de kann man auch melden, welches der eigenen Geräte einfach den Geist aufgeben hat. Dass soll Druck aufbauen, damit hoffentlich bald Schluss ist mit Murks.

Was ist die simpelste und dabei effektivste Möglichkeit, sich selbst und anderen den Tag zu verschönern? Einfach mal was Nettes sagen! Und das hat die Berliner Psychologiestudentin Rosa im letzten Jahr getan - jeden Tag machte sie einer fremden Person ein Kompliment und berichtete über die Reaktion auf ihrem Blog (www.dailycompliments.weebly.com). Ihre einzige Regel: Das Kompliment sollte absolut ehrlich gemeint sein. Ja, meint Rosa, es koste Überwindung, fremde Menschen anzusprechen, aber es lohnt sich. Falls Sie noch etwas Unterstützung brauchen: Der "Wortfächer Komplimente" von Vatter & Vatter hilft (17 Euro, www.vatterundvatter.de).

"MOVING TWICE" "Stell dir vor, du gehst joggen und rettest dabei die Welt" - also, wir finden diesen Slogan ziemlich unwiderstehlich. "Moving twice" ist eine Running-App, die mithilfe verschiedener Firmen, die als Sponsoren fungieren (etwa Bahlsen, com.direct), gelaufene Kilometer in Spenden verwandelt. Dabei zeichnet sie - genau wie andere Lauf-Anwendungen - Distanz, Geschwindigkeit und Dauer auf. Man selbst sucht sich zuvor ein Projekt aus, an das die "gespendeten Kilometer" gehen sollen, und die Sponsoren zahlen dafür Bares an die Organisationen aus (gratis, für iOS). "SHARE THE MEAL" Diese App des UNO-Welternährungsprogramms gibt es erst seit letztem Jahr und hat sich mehr als bewährt. Das Prinzip ist einfach: Mit einem Klick spenden Nutzer der App den Mindestbetrag von 40 Cent - was tatsächlich ausreicht, um ein Kind einen Tag lang zu ernähren. Mit einem Wisch Mahlzeiten auf den Tisch zaubern: toll (gratis, für iOS). "GOODNITY.COM" Funktioniert wie ein Tauschgeschäft: Man selbst beantwortet über die App ein paar Fragen zum eigenen Konsumverhalten (kostet im Monat maximal 30 Minuten Zeit), und diese Antworten, natürlich anonymisiert, stellen die Macher dann Unternehmen und Marktforschungsinstituten zur Verfügung - gegen Geld versteht sich. Das wiederum spendet Goodnity - zum Beispiel für Kinderpatenschaften (gratis, für iOS).

Selbst ein so renommierter Ökonom wie Professor Dr. Thomas Straubhaar von der Uni Hamburg plädiert fürs bedingungslose Grundeinkommen - weil er überzeugt ist, nur so sei der Wohlfahrtsstaat zu halten. Tatsächlich ist die Idee verlockend: Von Geldsorgen befreit, kann sich jeder den wichtigen Dingen des Lebens widmen, kann freiwillig gesellschaftliche Aufgaben übernehmen und die Welt besser machen. Ob und wann das so sein wird? Wer weiß - in der Schweiz wird im Juni aber schon mal über eine Volksinitiative dazu abgestimmt. Um die Vision zumindest teilweise Wirklichkeit werden zu lassen, kann man auch auf www.mein-grundeinkommen.de gehen: Per Crowdfunding will der Verein (sobald die Spenden das zulassen) monatlich ein Grundeinkommen von 12 000 Euro pro Jahr verlosen.

Ignorieren Sie folgende Frage, wenn Sie in einer beschaulichen EinfamilienhausGegend leben. Für die anderen gilt: Mal ehrlich, wann haben Sie das letzte Mal mit Ihren Nachbarn geredet? Kennen Sie die überhaupt? Immer mehr Online-Plattformen machen sich daran, die gute alte Nachbarschaftshilfe zu modernisieren. Über Webseiten wie www.nebenan.de etwa kann man für sein Viertel eine Art eigener Nachbarschaftsgruppe aufmachen, bei der sich jeder aus der Gegend anmelden kann. So lernt man endlich nicht nur die Menschen in seiner Nähe kennen, sondern unterstützt sich untereinander ganz konkret: durch Carsharing, Bohrmaschinen-Verleih, Babysitterdienste... Und am besten feiert man das Ende der Anonymität noch mit einem großen Fest.

Besuchen Sie - am besten möglichst täglich - www.thehungersite.com und klicken Sie. Schneller kann man nicht gegen Hunger vorgehen. Sponsoren unterstützen die Seite finanziell und zahlen quasi pro Klick - auf diese Weise werden dann Entwicklungshilfeprogramme vor Ort unterstützt.

Das hilft niemandem weiter! Und in Zeiten des demografischen Wandels wird das Miteinander der Generationen sowieso immer wichtiger. Das wissen auch die Initiatoren dieser beiden Projekte - und verbinden das Wissen und die Erfahrung Älterer mit dem Mut der Jungen. So gründeten Katharina und Katrin in München das "KuchentratschProjekt". Die Idee: Rentnerinnen und Rentner wieder aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen, indem sie gemeinsam Kuchen backen und zwar nach klassischen Großmütter-Rezepten. Die süßen Sachen werden dann über einen Online-Shop verkauft. So haben alle was davon: die einen wieder eine Aufgabe, die anderen den Genuss - im Moment leider nur im Raum München. Bundesweit liefert dagegen das Social-Business-Projekt "Alte Liebe" aus: Hier häkeln Seniorinnen Mützen für Erwachsene und Kinder. Keine altbackenen Teile, sondern Beanies, wie sie Surfer gern tragen. Der Gewinn wird dafür genutzt, gemeinsam Konzerte zu besuchen, Ausflüge zu machen oder Feste zu organisieren - um Vereinsamung gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Mal ehrlich, wissen Sie, wie der Pförtner heißt, an dem Sie jeden Morgen vorbei ins Büro gehen? Oder die Putzfrau auf Ihrem Abteilungsflur? Nein? Dann finden Sie die Namen der guten Geister um Sie herum heraus. Und dann? Benutzen Sie diese - und zeigen Sie damit Ihre Wertschätzung.

Bei einem London-Besuch stieß das Ehepaar Bach auf eine Idee, von der es sofort angetan war: In der britischen Hauptstadt tun sich in den Wintermonaten Restaurants zusammen und bitten ihre Gäste, die Rechnung am Ende um ein Pfund aufzurunden - diese Spende kommt dann Obdachlosen zugute. Das geht doch auch bei uns, dachten sich die Bachs und gründeten "Hilf Mahl!" in Hamburg. Beim Bezahlen in den teilnehmenden Restaurants kann der Gast die Rechnung um einen Euro aufrunden - dieses Geld fließt zu 100 Prozent an die Obdachlosenhilfe. Im letzten Winter kamen so über 20 000 Euro an Spenden zusammen. Da sich die Situation der Obdachlosigkeit zunehmend verschärft, planen die Bachs für den kommenden Winter, weitere Restaurants einzubinden. Wenn Sie also ab Herbst in Hamburg (oder München, dort gibt es "Hilf Mahl!" ebenfalls) zu Besuch sind, werfen Sie doch mal einen Blick auf www.hilfmahl.de

Sie macht Gänsehaut. Oder treibt Tränen in die Augen. Manchmal heilt sie sogar... Musik hilft. Immer. Tanzen übrigens auch. Machen die meisten von uns aber leider viel zu selten. Notieren Sie sich deshalb schon mal den 1. Oktober. Da ist Weltmusiktag. Und tanzen Sie sich dann wenigstens einmal im Jahr die Seele frei. Auch gut: bei der "Silent Climate Parade" mitmachen. Das ist eine Art ökologische Love Parade, die auf den Klimawandel aufmerksam machen will. Die Teilnehmer tragen Kopfhörer, hören Musik von DJs und tanzen dazu auf der Straße. Termine: 4. Juni in Mainz, in Berlin voraussichtlich wieder Ende August. Infos: www.climateparade.org

Da entdeckt man dieses Kleid/ Top/Paar Schuhe und kann nicht anders, man muss sofort kaufen. So, und an dieser Stelle bitte einmal tief durchatmen. Überlegen. Braucht man das Teil wirklich? Warum möchte man das jetzt unbedingt haben? Also eine Art Shopping-Meditation einlegen (schützt vor der Ersatzbefriedigungsfalle und Konsumwahn). Und dann? Drei Nächte lang über die Kaufentscheidung schlafen. Wenn man dann noch angefixt ist - tja, dann muss es wohl sein.

Sagen Sie ab heute weniger "Ich".

Bei allem Altruismus: Denken Sie einmal am Tag nur an sich. Tun Sie etwas, das Sie am liebsten tun. Und nein, das steht nicht im Widerspruch zu Punkt 32.

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