„Eine ganz besondere Reise“

2021-12-29 21:14:54 By : Mr. Xuesen Xue

Christine Lauterbach und Ulrike Keulertz im Missionseinsatz in Tansania

Espelkamp/Tansania (WB). Tansania ist für Christine Lauterbach und Ulrike Keulertz, den Hand-in-Hand-Missionarinnen aus Espelkamp und Bad Oeynhausen, ja schon zur zweiten Heimat geworden. Aber einen solchen Aufenthalt wie den gerade beendeten in dem afrikanischen Land haben sie auch noch nicht mitgemacht.

Natürlich stand die Reise zu Zeiten der Corona-Pandemie eigentlich unter keinem guten Stern. Aber nach drei Wochen konnten Christine und Ulrike ein positives Fazit ziehen. „Es war super. Es hat den Menschen viel bedeutet, dass wir trotz der Corona-Krise zu ihnen gekommen sind. Sie haben sich auch Sorgen um uns gemacht.“

Bereits beim Hinflug am 10. September haben die beiden gemerkt, dass der Flieger deutlich leerer war als gewöhnlich. „Von morgens drei bis abends 21 Uhr haben wir die Maske aufgehabt“, sagt Lauterbach. Dann aber hatten sie tansanischen Boden unter den Füßen.

Dort mussten sie sich nicht in Quarantäne begeben. Es erwarteten sie aber natürlich die obligatorischen Corona-Checks wie Fieber messen und medizinische Fragen.

Viele ihre Freunde in Tansania hatten sich bereits zu Beginn der Pandemie mit dem Coronavirus angesteckt. Viele seien auch schwer erkrankt gewesen. „Glücklicherweise ist aber niemand an den Folgen der Krankheit gestorben.“

Tansania sei nach dem Ausbruch sehr schnell wieder geöffnet worden. „Die Schulen hatten zwar drei Monate geschlossen. Die Menschen konnten aber weiterhin ihrer Arbeit nachkommen“, sagen die beiden Missionarinnen. „Das ist auch gut so. Denn die Menschen in Tansania leben von der Hand in den Mund.“ Insbesondere trifft dies natürlich auf die Massai in der Steppe zu. Hätten sie nicht arbeiten können, wäre die Folge gewesen, dass viele wohl aufgrund von Hunger gestorben wären.

Offiziell gibt es den Virus übrigens in Tansania nicht mehr. Nachdem der Präsident nach Ausbruch der Pandemie in einem Gottesdienst drei nationale Gebetstage ausgerufen hatte, habe er einen Monat später in einem weiteren Gottesdienst Gott gedankt, dass das Land die Krankheit überstanden habe. Dass der Virus aber allgegenwärtig ist, zeigen Eimer mit Wasser, Seife und Desinfektionsmittel, die vor jedem Geschäft und jeder Bank stehen, „damit die Menschen sich die Hände waschen können“.

Dennoch stellten die Missionarinnen fest, dass in Tansania dem Virus anders begegnet wird. „Wir hatten das Gefühl, drei Wochen Corona-Pause zu haben“, sagt Christine Lauterbach. Der Alltag läuft weitgehend normal und Masken werden so gut wie nie getragen. Nur zu Ausländern wird Abstand gehalten.

Landesweit durften die Kinder drei Monate nicht zur Schule gehen. Schwierig sei die Zeit für die Kinder der christlichen Schulen gewesen, die von Christine Lauterbach und Ulrike Keulertz betreut werden. Von Deutschland aus haben Keulertz und Lauterbach dafür gesorgt, dass ihre Schüler mit dem Notwendigsten versorgt werden. „Die Kinder kommen ja zumeist aus sozial schwachen Verhältnissen“, sagt Lauterbach.

Drei ihrer Schülerinnen jedoch wurden schwanger. Das ist ein großes Problem für die Mädchen. Denn Schwangere dürfen nicht am Unterricht teilnehmen. Für die Jungen, die die Mädchen geschwängert haben, ist die Situation übrigens ebenfalls ein Problem. Denn ihnen droht bei eindeutiger Beweislage eine Gefängnisstrafe von 30 Jahren.

Die Mädchen können im schlimmsten Fall ihren Traum eines Schulabschlusses und einer Ausbildung nicht erfüllen. Christine und Ulrike halfen zwei der betroffenen Mädchen, ihr Ausbildung gerade noch abschließen zu können.

Das dritte Mädchen wird von den beiden ebenfalls nicht im Stich gelassen. Die 15-jährige Massai will ihren Schulabschluss machen, obwohl sie bereits der Schule verwiesen wurde. Mit Hilfe des Internets ist dies möglich. Auch mitten in der tansanischen Steppe gibt es Internet-Empfang. Die 15-Jährige wurde von den beiden Missionarinnen mit einem gebrauchten Smartphone ausgestattet. Nun lernt sie aus ihre Boma – so nennt man die Massai-Hütten – auf eigene Faust. „Sie ist hoch motiviert, intelligent und will Ingenieurin werden“, sagt Lauterbach über das Mädchen. Der Ingenieurstraum ist auch noch möglich, denn zur staatlichen Prüfung kann die 15-Jährige sich trotz fehlender Schulbesuche anmelden.

Überhaupt sei das Internet eine große Hilfe, sagen Ulrike Keulertz und Christine Lauterbach. „Wir sind mit unseren Schülern per Whatsapp verbunden“, so Lauterbach. Die Schüler an weiterführenden Schulen und Berufsschulen hätten Handys. Es komme nun schonmal vor, dass Ulrike und Christine per Whatsapp um Rat gefragt werden.

Viel schöner aber ist natürlich der persönliche Besuch. Die beiden haben während ihres Tansania-Besuchs versucht, sich mit all ihren 30 Patenkindern zu treffen. „Der Schwerpunkt lag dieses Mal eindeutig darauf, mit unseren Patenkindern und Freunden Zeit zu verbringen“, sagt Lauterbach.

Dabei haben sie auch die kleine Kulale getroffen. Das Mädchen wurde vor einiger Zeit in der Steppe von einer Schlange in die Kniekehle gebissen. Durch das Gift verkürzten sich Sehnen und Haut so sehr, dass sie das Kniegelenk nicht mehr strecken konnte. Tag und Nacht habe das Mädchen unter Schmerzen gelitten. Nur noch auf einem Bein konnte sie sich mühsam fortbewegen.

Als eines Tages Christine Lauterbach die kleine Kulale besuchte, sie festhielt und für sie betete, erwachten neue Lebensgeister in dem Mädchen. Die Schmerzen seien verschwunden, sagt Lauterbach. Und auch das bestehende Trauma war fort. Mit Hilfe einer Operation und anschließender Rehabilitation wurde das Bein wieder begradigt. Das Mädchen erholt sich nun gerade von den Strapazen des Eingriffs. „Wir sind wirklich begeistert, was aus ihr geworden ist“, sagen die beiden Missionarinnen.

In den Massai-Dörfern konnten Keulertz und Lauterbach übrigens Kleidungsstücke und Schuhe verteilen. Die Freude sei riesig gewesen. Ganz besonders haben sich Ulrike und Christine über die 565 Baby- und Kindermützen gefreut, die von den Frauen des Sozialverbandes Rahden gestrickt wurden. „Die haben wir fleißig verteilt.“

In Leiterschafts- und Pastorenseminaren haben die Missionarinnen über biblische Themen gelehrt und die Arbeit unter den Massai gemeinsam besprochen.

Während eines Frauenseminars, zu dem auch Männer kommen durften, wurde über nachhaltige Entwicklung gesprochen. Die Massai erhielten Setzlinge dürreresistenter Gemüsepflanzen. Denn Tansania ist immer noch ein Land, dass regelmäßig von langen Dürreperioden heimgesucht wird. Zudem erläuterten die Missionarinnen die Folgen der fortschreitenden Abholzung des Waldes.

100 Bibeln in Massai-Sprache verteilten Keulertz und Lauterbach übrigens ebenfalls. „Es war eine ganz besondere Reise, die wir sehr genossen haben“, sagen die beiden. Sie werden in den nächsten Wochen ihre Erfahrungen in Gottesdiensten in der Region weitergeben.

Wer mehr über die Stiftung Hand-in-Hand erfahren möchte, kann sich mit Christine Lauterbach unter Telefon 0177/2691975 in Verbindung setzen.