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Herausgegeben von Gerald Braunberger, Jürgen Kaube, Carsten Knop, Berthold Kohler

Aus Hamburg: Ronja Zschoche alias Haiyti Bild: dpa

Was bedeutet „Cloud-Rap“ eigentlich? Um die Begriffe eines Mikrogenres zu klären, das nach einem Missverständnis benannt wurde und von dem kaum jemand weiß, was es auszeichnet.

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A s Walker Chambliss verwendete den Begriff „Cloud Rap“ erstmals 2010 in seinem Blog, um den Rapper Squadda B zum König des Genres zu erklären, niemand außer Chambliss hatte jemals von diesem Begriff gehört. Genau genommen nicht einmal Chambliss selbst: Er glaubte den Begriff in einem anderen Blogeintrag gelesen zu haben, was sich als Irrtum herausstellte. Er bezog sich auf ein Interview, das der Journalist Noz mit Rapper Lil B für seinen Blog "Cocaine Blunts" führte. Nur der Begriff "Wolken-Rap" tauchte im Interview nicht einmal auf: Lil B zeigte nur das computergenerierte Bild einer in den Wolken schwebenden Burg und kommentierte: "Das ist die Art von Musik, die ich machen möchte."

Diese Anekdote ist nicht nur symptomatisch für das Mikrogenre Cloud-Rap, deren Wahrheit kaum zu bestimmen ist: Die beiden Blogs sind aus der Blogosphäre verschwunden, das in der Cloud gespeicherte Wissen löst sich manchmal spurlos auf wie eine Ansammlung flauschiger Wolken am Horizont. Es ist auch nicht die Tatsache, dass die Krone der Disziplin verliehen wurde, bevor sie als solche existierte. Wirklich symptomatisch ist, dass sich der aus einem Missverständnis entstandene Begriff etablieren konnte, ohne zu wissen, was genau damit gemeint ist. Das Floating Lock ist eben ein Floating Lock: Hier wird die Reproduktionslogik des Internets suggeriert, in der Wiederholung an die Stelle präziser inhaltlicher Konturen tritt. Was zählt, sind Teilbarkeit, Stimmung, Einstellung zur Welt und Eingängigkeit.

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Lil B, der als Urvater des Genres gilt, hat diese Produktionsweise zur Maxime seiner Musik gemacht. Bereits 2012 gab er an, mehr als zweitausend Tracks online veröffentlicht zu haben, eines seiner Mixtapes umfasst 855 Tracks. Sein lyrisches Schaffen bleibt oft rätselhaft, und er beschränkt sich hin und wieder darauf, sich mit einer bekannten Persönlichkeit zu identifizieren: „I'm Miley Cyrus / I'm Miley Cyrus / Cyrus / Cyrus / I'm Miley Cyrus“, „I sehen aus wie Mel Gibson / Ich bin Mel Gibson ... Oh mein Gott, ich bin Mel Gibson “ oder einfach nur “ Ich bin Gott “. Hier treffen Schnappschüsse, Kommentare und Witze aufeinander: Es ist die Umsetzung der Darstellungsform des Mems in den gerappten Vers. Lil B selbst ist zu einer Art Meme geworden. Der „Based God“ wird von seinen Fans wie eine auf die Erde herabgestiegene Gottheit verehrt, er hat 1,7 Millionen Follower auf Twitter und sein YouTube-Kanal hat über 124 Millionen Views. Das Lifestyle-Konzept „based“ – eine vage umrissene Form der Positivität – hat sogar eine eigene Emoji-Reihe.

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Das Mikrogenre Cloud-Rap hat eine Form des Rap etabliert, die im Internet schwer zu definieren ist

Was bedeutet „Cloud-Rap“ eigentlich? Um die Begriffe eines Mikrogenres zu klären, das nach einem Missverständnis benannt wurde und von dem kaum jemand weiß, was es auszeichnet.

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