Online einkaufen: Wie zwei Onlineshops in Bremen nah bei ihren Kunden sind - WESER-KURIER

2021-11-16 21:55:11 By : Mr. Logan Sejoy

Licht an, Handykamera läuft: Eva Marie Ott sendet regelmäßig aus ihrem kleinen Studio und bietet Live-Shopping an.

Wenn Arasch Jalali über seinen Onlineshop spricht, nennt er die Idee dahinter "verrückt". „Wir verkaufen Dinge, die wir noch nie gesehen haben, an Kunden, die wir noch nie gesehen haben“, sagt er. Doch gerade mit diesem Geschäftsmodell ist profishop.de aus Bremen seit einigen Jahren erfolgreich. Mittlerweile ist das Unternehmen in acht europäischen Ländern vertreten, rund 1,5 Millionen Produkte können Kunden über Profishop kaufen.

Die Idee dazu kam dem Wirtschaftsingenieur, als er nach seinem Studium für ein mittelständisches Unternehmen in Bayern arbeitete. Er sollte Prozesse optimieren und stellte fest, dass die Beschaffung manchmal mühsam ist. „Wenn zum Beispiel eine Leiter benötigt wurde, mussten drei Angebote von Anbietern eingeholt werden“, sagt Jalali. Er war überzeugt, dass es vielen Unternehmen in Deutschland ähnlich gehen würde. Also gründete er Profishop, wo Firmen alles bekommen sollten – von Wagenhebern über Drucker bis hin zu Versandkartons.

Da Händler während des Lockdowns schließen mussten, ist das Online-Geschäft für sie immer wichtiger geworden. Aber warum sollte nicht jeder Shop einen eigenen Webshop haben.

Hätte er alles, was er verkaufen wollte, selbst verschickt, hätte er ein riesiges Lager und viel Kapital gebraucht – beides hatte der Gründer damals nicht. Also überlegte er: Er gründet Profishop als eine Art Makler. Geht die Bestellung dort ein, wird diese direkt an den Hersteller weitergeleitet. Er versendet die Ware im Auftrag von Profishop. „Natürlich gibt es Läden, die Leitern verkaufen oder solche, die Eimer verkaufen. Aber wir wollen alles bieten, was Unternehmen brauchen“, sagt Jalali. Das ist das Alleinstellungsmerkmal von Profishop.

So etwas zu haben ist wichtig, sagt Nico Klostermann. Er ist Experte für E-Commerce und berät Online-Händler der Digitalagentur Diginea, wie sie ihren Erfolg steigern können. „Wer einen Online-Shop aufbauen möchte, muss sich die Frage selbst beantworten: Warum ausgerechnet bei mir kaufen?“ Sie müssen dem Kunden einen echten Mehrwert bieten. Denn anders als in der Fußgängerzone bietet das Einkaufen im Internet Preistransparenz. „Der nächste Anbieter ist nur einen Klick entfernt“, sagt Klostermann. Preise sind leicht zu vergleichen.

Das ist längst nicht das einzige Problem für Unternehmen, die mit einem Online-Shop erfolgreich sein wollen. „Am Anfang muss ich dafür sorgen, dass Käufer zu mir kommen. Jeder Kunde ist eine Neuanschaffung. „Und das ist bekanntlich schwierig. Viele Unternehmen, so Klostermann, würden daher zunächst bestehende Marktplätze nutzen. Das können Amazon oder Ebay sein, aber auch Zalando, Otto oder Real. Händler können damit ihr Produkt verkaufen, müssen aber eine Gebühr an den Plattformbetreiber zahlen und sich an deren Regeln halten. Dennoch, so Klostermann, haben sie einen großen Vorteil: Es gibt bereits Kunden, die bereit sind, etwas zu kaufen.

Auch Eva Marie Ott hätte sich einem Marktplatz anschließen und dort Kleidung verkaufen können. Die Inhaberin mehrerer Bekleidungsgeschäfte in Bremen hat einen anderen Weg eingeschlagen – und ihren eigenen Onlineshop eröffnet. Dort will sie ihr stationäres Geschäft ins Internet bringen. Auf jackieandkate.de verkauft sie seit über einem Jahr online Hosen, Blusen, Schuhe und Schmuck. Mit zunehmendem Erfolg, wie sie sagt. Das habe sie besonders im Lockdown im Frühjahr gespürt. Waren es früher zwei bis drei Bestellungen pro Tag, die über den Onlineshop eingingen, sind es heute 15 bis 20. Und während während des Lockdowns 95 Prozent der Bestellungen aus Bremen oder Umgebung kamen, geht mittlerweile rund ein Viertel in alle Teile Deuschland.

Auch wegen der Corona-Pandemie verdienen Handelsunternehmen in Deutschland immer mehr Geld im Internet. Nach Angaben der Handelskammer wird mittlerweile fast jeder zehnte Euro online verdient.

Ihre Präsenz im Internet soll jedoch nicht nur eine weitere Kaufgelegenheit sein. Auch dort will sie bieten, was der große Vorteil des stationären Handels ist – und was sie in den großen Onlineshops vermisst: die Nähe zum Kunden.

Dafür hat sie sich etwas ausgedacht, das in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckt, in Asien aber längst weit verbreitet ist: Live-Shopping. Ott nutzt dafür die Plattform Instagram. Dort starten sie und ihre Mitarbeiter regelmäßig einen Livestream, in dem die neuesten Produkte aus dem Store präsentiert werden, aber auch Kunden können Fragen stellen: Wie wird die Hose? Welche Mütze passt zu dieser Jacke? Wie können Sie diese Teile koordinieren? Einige dieser Videos haben mehr als 1000 Aufrufe. „Vielen Onlineshops fehlt es an Charakter“, sagt Ott. Bei ihr sollte es anders sein.

Der Bremer Digitalpilot ist ein bundesweit beachtetes Projekt, berichtet die Handelskammer. Nun soll es personell ausgebaut werden und Einzelhändlern in der Corona-Pandemie helfen.

E-Commerce-Experte Klostermann nennt das eine gute Idee. „Livestream-Shopping ist ein extrem großer Trend“, sagt er, und für Boutiquen wie Ott eine Gelegenheit, etwas Besonderes anzubieten. In China gibt es bereits Superstars mit einem Millionenpublikum, die mit ihren Programmen hohe Umsätze erzielen. Davon ist Ott noch weit entfernt. Klostermann sieht in ihrem Shop andere Ansätze, die ihn von der Masse abheben. Der Shop hat seine eigene Bildsprache, da die Fotos selbst aufgenommen werden. Potenzielle Kunden identifizieren sich eher mit den Models und bekommen eine bessere Vorstellung davon, wie sich Kleidung kombinieren lässt.

Auch Jalali nutzt mit Profishop neue Technologien, um sich online von anderen abzuheben. Erst kürzlich haben er und sein Team damit begonnen, dreidimensionale Abbildungen von Produkten in den Shop zu stellen, damit die Besucher sie von allen Seiten betrachten können. Für Jalali ist dies ein logischer Schritt. „Warum gehe ich heute noch in Geschäfte?“ Er fragt. „Weil ich Dinge sehen, berühren und riechen möchte.“ Daran muss man sich laut Firmengründer orientieren, um online erfolgreich zu sein und zu sein.

Der Wettbewerb zwischen Online- und stationärem Handel hat sich in den letzten Jahren verschärft. Sowohl der Einkauf vor Ort als auch die Online-Bestellung bieten eine Reihe von Vorteilen. In seiner Reihe „Handel im Wandel“ zeigt der WESER KURIER, wie sich die beiden Bereiche in Bremen, Niedersachsen, aber auch global entwickelt haben, was die Ursachen für diese Entwicklungen sind und was in Zukunft zu erwarten ist.

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