Kollektion - Zwillinge aus Guatemala produzieren in Brugg . Schweizer Souvenirs

2021-11-16 22:07:32 By : Ms. lisa tu

Die Guatemalteken Fernando und Javier Caxaj bedrucken und besticken Kleidung mit Schriftzügen aus Kantonen und Städten in Brugg.

Zugegeben: Es ist kein richtiger Showroom, verrät aber viel über die große Leidenschaft von Javier und Fernando Caxaj. Die Rede ist von einem Studio im Souterrain eines Einfamilienhauses im Westviertel von Brügge. Auf dem Tisch in der Mitte des Raumes und auf den Wandregalen sind Hoodies, T-Shirts, Mützen und Mützen mit Schriftzügen aus Schweizer Städten und Kantonen zu sehen. Unter dem Label „Xaman“ (zu Deutsch: Schamane) betreiben die guatemaltekischen Zwillinge den Onlineshop xaman.ch für Kleidung, die sie nach eigenen Vorstellungen oder Kundenwünschen mit Siebdruck oder Stickerei aufwerten.

Fernando Caxaj trägt einen Kapuzenpulli mit dem Brugger-Wappen und einen Hut mit der Aufschrift „Aarau“. Der 51-Jährige war im vergangenen Jahr mit seiner Frau Karin auf einer Reise in die USA. Es fiel ihm auf, wie stolz viele Amerikaner waren, der Welt ihre Herkunft auf einem T-Shirt zu zeigen. In der kleinen Schweiz ist das anders. Das wollen die Zwillinge nun ändern. „Wir haben hier so viele Naturschönheiten und eine gut funktionierende Infrastruktur. Straßen, Wasserversorgung und Gesundheitsversorgung sind top. Viele halten es für selbstverständlich, ist es aber nicht», sagt Fernando Caxaj, der vor 24 Jahren mit seinem Bruder Javier nach Brugg kam.

Die Zwillinge wuchsen in Antigua Guatemala auf. Ihre Mutter arbeitete als Schuhverkäuferin in der Markthalle der Kolonialstadt. Die Brüder erinnern sich noch gut daran, als Teenager an einer internationalen Messe in der Hauptstadt teilgenommen zu haben. An einem Stand eines japanischen Unternehmens sahen sie zum ersten Mal T-Shirts bedruckt und waren begeistert. Das wollten sie auch ausprobieren. Ihre ersten Versuche machten sie mit wasserfesten Buntstiften. Da es kaum Literatur zum Siebdruck oder entsprechende Kurse gab und das Internet noch nicht existierte, haben sich Javier und Fernando Caxaj die Technik größtenteils selbst beigebracht. Sie stellten Schablonen und Holzrahmen her. „Als wir zum ersten Mal drei T-Shirts am Marktstand unserer Mutter aufgehängt haben, waren sie noch am selben Tag verkauft“, sagt Javier Caxaj.

T-Shirts ersetzten zunehmend Schuhe in der Markthalle, Mutters Küche diente oft als Werkstatt und die Zwillinge hatten kaum Zeit, zur Uni zu gehen. Nach zwei Jahren war eine Lösung gefragt. Sie waren die einzigen in Antigua, die T-Shirts für Touristen mit Motiven aus Guatemala handgefertigt haben. Also suchten die Zwillinge eine neue Verkaufsstelle in der Calle del Arco, der Straße mit der wichtigsten Sehenswürdigkeit der Stadt: dem gelben Bogen von Santa Catalina. Schließlich konnten sie nur eine Garage mieten, in der nachts Autos geparkt wurden. Sie mussten die rollbaren Verkaufsmöbel täglich neu positionieren. Die Geschäfte unter dem Label „Caxaj Siebdruck“ liefen gut – vor allem während der beliebten Osterumzüge.

Bald gab es weitere Bestellungen für Werbe-T-Shirts und Werbebanner. Die Produktionsstätte war noch Mutters Küche. Die Brüder stellten Verkäufer für die Garage ein.

"Zufällig waren wir selbst im Laden, als Denise und Karin bei uns T-Shirts gekauft haben", sagt Fernando Caxaj. Die beiden Freunde aus Brugg waren in Guatemala unterwegs und interessierten sich für das Basteln der schönen T-Shirts. Also luden die Zwillinge die beiden Schweizerinnen nach Hause ein. Kurz zuvor hatten die jungen Männer einen Großauftrag angenommen und standen unter großem Zeitdruck. Denise Waldner und Karin Telser arbeiteten die ganze Nacht daran, Werbung auf die 2.000 T-Shirts zu drucken.

Dann erkundeten die vier das Land und kamen sich näher. Die Zwillinge wanderten kurz darauf in die Schweiz aus und gründeten ihre Familien in Brugg. Die Guatemalteken sind ihrer Leidenschaft und ihrem Gewerbe treu geblieben – sowohl in ihren Hobbys als auch in ihrem Beruf.

«Unsere Kollektion wird nun kontinuierlich erweitert. Die Stickerei ist zum Siebdruck übergegangen“, sagt Fernando Caxaj und zeigt auf den Computerbildschirm, wo er Kundenwünsche bearbeitet und neue Designs kreiert. Sie produzieren noch selbst, das Label ist weit von Massenproduktion entfernt. Je nach Nachfrage kann Fernando auf die Unterstützung von Javier zählen. Nachdem nun fast alle Schweizer ihre Sommerferien in der Schweiz verbringen, könnten solche Souvenirs bald auch bei den Einheimischen im Trend liegen.