Mut zum Hut tragen - Lebensart - RNZ

2021-11-16 21:52:56 By : Ms. Rena Chen

Gäbe es sie nicht schon, müssten sie erfunden werden: Sie vervollständigen jedes Outfit, kümmern sich nicht um haarlose Haare und spenden Schatten. Hüte sind nicht nur der Inbegriff von Stil, sie brauchen auch ein bisschen Mut, denn so ein Hut ist ein echter Hingucker.

Für jeden die passende Mütze. Foto: Urban

Isabel Jakel, eine der wenigen Hutmacherinnen in Deutschland: Sie weiß, wie man für jeden den passenden Hut findet und individuell per Hand anfertigt. Fotos: privat

Gäbe es sie nicht schon, müssten sie erfunden werden: Sie vervollständigen jedes Outfit, kümmern sich nicht um haarlose Haare und spenden Schatten. Hüte sind nicht nur der Inbegriff von Stil, sie brauchen auch ein bisschen Mut, denn so ein Hut ist ein echter Hingucker.

Aber heute wird der Hut nicht mehr steif getragen, er sieht sehr lässig aus. Der absolute Sommertrend ist der sogenannte Panamahut. „Obwohl es nach dem mittelamerikanischen Staat benannt ist, kommt es eigentlich aus Ecuador“, erklärt die Hutmacherin Isabel Jakel aus Mannheim. Es wird aus Palmblättern der ecuadorianischen Küste hergestellt. Es gibt unterschiedliche Thesen, warum der Klassiker den falschen Namen trägt. Tatsache ist, dass es von US-Präsident Theodore Roosevelt getragen wurde, als er den neu gebauten Panamakanal besuchte.

Bei Panamahüten sollte man auf Qualität achten, rät Jakel. Sie macht diesen edlen Hutverkäufer nicht selbst: "Die Ecuadorianer können das auch perfekt." Der Panamahut passt zu fast jeder Sommerkleidung für Damen, wirkt aber besonders feminin zu einem Kleid. Bei Männern empfiehlt es sich, die Kleidung farblich wie zu Theodore Roosevelts Zeiten abzustimmen. Gut sehen Jacken und Hosen in überwiegend hellen Farben wie Beigetönen oder Hellblau aus. Und ein wichtiger Tipp, damit der doch recht empfindliche Hut nicht beschädigt wird: Stroh- und Panamahüte greifen nicht wie üblich am Kopf des Hutes, sondern an der Krempe.

Die Mannheimer Hutmacherin ist nur eine der wenigen in ihrer Zunft. "In ganz Baden-Württemberg gibt es nur vier Lehrlinge, die den Beruf innerhalb von drei Jahren erlernen." Zum Glück hat sie einen der wenigen Mitarbeiter in ihrem Betrieb „Hütte Konrad“. Sie sieht den Trend zu Hüten immer mehr zurück. Natürlich sprechen Frisuren und das An- und Ausziehen während der Fahrt oft dagegen, aber gerade bei Frauen sind Hüte bei Anlässen wie Empfängen, Hochzeiten und Bällen sehr gefragt. Der "Fascinator" wird immer stärker - er ist mehr Kopfschmuck als Kopfbedeckung. Entweder als Stirnband oder zum Einstecken gearbeitet, besteht der Fascinator meist aus einer Blume, einem angedeuteten Schleier oder anderen Verzierungen und wird mit der Frisur kombiniert. „Ich fertige es oft auf Bestellung an, meistens passend zum Kleid oder Kostüm“, sagt Jakel. Auch jüngere Frauen gehen abends mit Kopfschmuck aus.

Doch wer die Vorzüge und dekorativen Eigenschaften eines Hutes nur ungern nutzt, verweist gerne auf das fehlende „Hutgesicht“. Doch so wie es für jedes Gesicht die passende Brille gibt, gibt es nach Meinung der Hutmacherin auch für jeden die passende Hutform. Fast jede Frau hat zum Beispiel einen Strohhut mit XXL Krempe, der mit Bändern, Kordeln oder Blumen verziert ist und sowohl am Strand als auch in der Stadt getragen werden kann. Der Schlapphut ist auch so ein universeller Künstler, er zeichnet sich auch durch einen großen Rand aus, der in sanften Wellen liegt. Es passt perfekt zum aktuellen Hippie-Look mit Plateausandaletten, Maxikleid oder weiten Hosen. Wenn die Mützen koffertauglich sein sollen, wählen Sie am besten eine gehäkelte Variante, die sich leicht zusammenfalten lässt und nicht bricht.

Erstaunlich oft präsentierten die Designer bei den Modenschauen auch den sogenannten „Bucket Hat“. Er trägt seinen Namen fälschlicherweise, da er weniger an einen Eimer erinnert. Man kann ihn daher auch als Fischerhut bezeichnen. Besonders oft ist er auf den Straßen Londons zu sehen. Sein Vorteil ist, dass man ihn das ganze Jahr über tragen kann und – da er aus Stoff besteht – er auch mal einem Regenschauer standhält.

Ein weiterer beliebter „Brit-Trend“, der für Damen und Herren gleichermaßen geeignet ist, ist der „Trilby“ – mit kurzer, hinten leicht nach oben gebogener Krempe. Schauspieler Brad Pitt, der ihn ständig in verschiedenen Materialien trägt, hat ihn wirklich bekannt gemacht. Dass Hüte oft nach den Sternen gekauft werden, kann die Hutmacherin nur bestätigen. "Die amerikanische Serie Breaking Bad zum Beispiel hat den Hut als Porkpie bekannt gemacht. Ich werde sehr oft danach gefragt." Er hat eine flache Krone mit kurzer Krempe und erinnert ein wenig an einen umgedrehten Pork Pie, was ihm den Namen Pork Pie einbrachte. Im Winter wird er in Wolle oder Filz getragen und im Sommer aus Panamastroh.

Bei der großen Zahl von Baseballcap-Trägern jeden Alters kann man kaum von Hutscheu sprechen. Aber ein kleines Plädoyer an das Modebewusstsein der Männer: Die Baseballcap oder die brandneuen „Flatcaps“ mit flachen, steifen Visoren sollten nur dem lässigen, sportlichen Look vorbehalten bleiben. Je nach Kleidungsstil wechselt der stilbewusste Mann manchmal seine Kopfbedeckung.

Entweder eignet sich der bereits beschriebene Panamahut für ein Sommeroutfit oder der beliebte Travellerhut. Seine breite Krempe ist vorne und hinten nach unten gebogen. Von Humphrey Bogart bis Indiana Jones - dieser Hut steht jedem gut. In den Modehochburgen New York, Berlin und Mailand wissen das die jungen Mädchen, die auch den Traveller tragen – aber lässig auf den Hinterkopf gelegt.

Wer also als kultivierter Gentleman durch das Jahr 2016 gehen will, muss auf der Hut sein. Manche in der Modebranche sagen sogar voraus, dass der Hut bald den Bart als Accessoire ablösen wird. Für Frauen ist es wichtig, den Hut nicht nur im Sommerurlaub zu tragen. Wer sich immer noch nicht traut, kann sich spätestens am „Wear a hat day“ mit anderen Hutbegeisterten zusammentun. Der nächste Termin ist wieder der 31.03.2017.

Zu guter Letzt der Hut-Etikette-Tipp: In geschlossenen Räumen nimmt der Herr immer die Mütze ab, was übrigens auch für Baseballcap-Träger gilt. Im Gegensatz zu Männern müssen Frauen ihre Hüte nicht abnehmen, da sie Teil ihrer Kleidung und Frisur sind. Er sollte jedoch nicht zu groß sein und nicht zu tief ins Gesicht gezogen werden, damit er andere nicht am Sehen im Theater hindert oder den anderen beim Blickkontakt stört.

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